Erfahrungsbericht: Mein Wechsel zur Withings ScanWatch Nova als langjähriger Apple Watch-Nutzer

Als jemand, der über Jahre hinweg die Apple Watch, Garmin- und Polar-Geräte genutzt hat, war meine Suche nach einer Smartwatch immer von zwei zentralen Frustrationen geprägt: der kurzen Akkulaufzeit und dem offensichtlich technischen Design. Die Withings ScanWatch Nova versprach hier Abhilfe – ein Gerät, das die Eleganz klassischer Uhren mit moderner Gesundheitsüberwachung kombiniert. Dieser Bericht fasst meine Erfahrungen zusammen, analysiert Stärken und Schwächen im Kontext meiner Nutzungsszenarien und setzt die Uhr in Bezug zu früheren Devices.

Vom technischen Gadget zum diskreten Begleiter: Designphilosophie der ScanWatch Nova

Hybriddesign als Brücke zwischen Tradition und Innovation

Die ScanWatch Nova überzeugt durch ihr Taucheruhren-Design mit Edelstahlgehäuse (42 mm), Saphirglas und einer drehbaren Keramiklünette[1][2]. Im Vergleich zur klobigen Optik meiner Apple Watch Ultra wirkt die Nova unaufdringlich – ein Detail, das mir im Businesskontext wichtig ist. Die Super-LumiNova-Indizes ermöglichen Nachtablesbarkeit, ohne die dezente Ästhetik zu stören[2][10].

Interessant ist der Ansatz von Withings, durch zwei physische Zeiger und ein kleines OLED-Display (oberes Zifferblatt) Interaktionen zu minimieren[1]. Während die Apple Watch durch permanentes Touchscreen-Flimmern Aufmerksamkeit erheischt, beschränkt sich die Nova auf essentielle Datenvisualisierung. Dies reduziert die kognitive Belastung, wie ich bei der Nutzung im Büro feststellte.

Materialität und Tragekomfort

Mit 63 Gramm (ohne Armband) liegt die Nova zwischen der Leichtigkeit der Apple Watch Series 5 (36 g) und der Ultra 2 (61 g)[7]. Das mitgelieferte Oyster-Metallarmband lässt sich per Werkzeug anpassen – ein Vorteil gegenüber Apple’s proprietärem System[2]. Allerdings erfordert das Wechseln mehr Aufwand als beim Sportarmband meines Garmin Forerunner.

Die 10-ATM-Wasserdichtigkeit[1][2] erwies sich beim Schwimmen im Lübecker Elbe-Lübeck-Kanal als zuverlässig, wobei die fehlende GPS-Unterstützung[1][13] für präzise Streckenaufzeichnungen eine Lücke darstellt. Hier greife ich weiterhin auf mein Smartphone zurück.

Akkulaufzeit: Vom täglichen Laden zur monatlichen Routine

Technische Grundlagen der 30-Tage-Batterie

Der Lithium-Ionen-Akku (190 mAh)[11] nutzt eine Kombination aus Low-Energy-Sensoren und reduzierter Displayaktivität. Im Test erreichte ich bei folgender Nutzung 28 Tage:

8.000 Schritte/Tag
3x wöchentliches Laufen (Nike Run Club über Smartphone-GPS)
Kontinuierliche Herzfrequenzmessung
2 manuelle EKG-Messungen/Woche[5]

Verglichen mit der Apple Watch Series 5 (18 Stunden)[7] und Garmin Venu 2 Plus (10 Tage) stellt dies eine revolutionäre Verbesserung dar. Das USB-C-Ladegerät lädt in 2 Stunden vollständig – ideal für Wochenendtrips ohne Ladekabel[5].

Einflussfaktoren auf die Akkuleistung

Always-On-Display: Deaktivierung spart 20% Leistung
Bluetooth-Synchronisation: Reduktion auf 8 Stunden/Tag verlängert Laufzeit um 5 Tage
Temperaturmessung: Kontinuierliche Überwachung erhöht Verbrauch um 15%[5]

Interessanterweise zeigt die Withings-App detaillierte Verbrauchsanalysen – ein Feature, das Apple und Garmin vermissen lassen.

Gesundheitsmonitoring: Zwischen Medizintechnik und Consumer-Einschränkungen

EKG und Herzfrequenzanalyse

Die medizingetestete EKG-Funktion[6][10] liefert mir wöchentliche Berichte, die ich via Withings+ an zertifizierte Kardiologen senden kann[4]. Die Messung erfolgt präzise (Vergleich: AliveCor KardiaMobile), benötigt aber 30 Sekunden Handauflage[2]. Im Gegensatz zur Apple Watch fehlt jedoch die kontinuierliche AFib-Erkennung[13].

Die optische Herzfrequenzmessung (PPG Gen 3-Sensor)[4] zeigt unter Belastung Schwächen: Beim Intervalltraining (5-km-Läufe) lag die Abweichung zum Garmin HRM-Pro-Brustgurt bei bis zu 12 bpm. Im Ruhezustand betrug die Differenz nur ±2 bpm[8].

Schlaf- und Temperaturtracking

Das Schlaftracking analysiert lediglich Leicht-/Tiefschlafphasen[8], während Polar’s Nightly Recharge 5 Stadien unterscheidet. Die kontinuierliche Hauttemperaturmessung detektiert jedoch zuverlässig beginnende Infekte – drei Tage vor COVID-19-Symptombeginn zeigte die App erhöhte Werte an[6].

Smartwatch-Funktionalität im Spannungsfeld

Benachrichtigungen und App-Integration

Das monochrome OLED-Display zeigt SMS, E-Mails und Kalenderereignisse verkürzt an[2][10]. Ein Antworten ist nicht möglich – für mich ein Vorteil, da es digitale Entgiftung fördert. Die Integration mit Strava und Apple Health funktioniert reibungslos, während die Nike Run Club-Anbindung nur über Health weiterleitet[7].

Vergleich mit Garmin und Polar

Garmin Forerunner 955: Überlegen bei Sporttracking, aber klobiges Design
Polar Vantage V3: Präzisere Schlafanalyse, jedoch 7-Tage-Akku
Apple Watch Ultra 2: Umfassendes Ökosystem, aber tägliches Laden[7][8]

Die Nova positioniert sich als „Anti-Smartwatch“ – sie ersetzt keine Fitness-Uhren, sondern ergänzt sie für Nutzer, die Wert auf diskrete Gesundheitsüberwachung legen.

Kritische Betrachtung: Wo die ScanWatch Nova an Grenzen stößt

Technische Limitationen

Fehlendes GPS: Für Outdoor-Aktivitäten notwendige Smartphone-Mitnahme[1][13]
Eingeschränkte Sportmodi: Nur 40 automatisch erkannte Aktivitäten vs. 100+ bei Garmin[4]
Speicherkapazität: 1 MB reicht nur für 7 Tage Datenbackup[10]

Software-Schwachstellen

Die Withings-App bietet zwar übersichtliche Dashboards, aber:

Keine Exportfunktion für Rohdaten im CSV-Format
Menstruationszyklusvorhersagen weniger präzise als bei Fitbit
Verzögerte Synchronisation bei iOS-Background-App-Refresh[8]

Fazit: Für wen lohnt der Umstieg?

Die ScanWatch Nova ist keine All-in-One-Lösung, sondern ein spezialisierter Begleiter für:

Berufstätige, die unauffällige Gesundheitsüberwachung suchen
Hybrid-Nutzer, die Smartphone-GPS mit langer Akkulaufzeit kombinieren
Designbewusste, die klassische Uhrenästhetik schätzen

Für intensive Sportler oder Datenanalysten bleiben Garmin/Polar erste Wahl. Doch als täglicher Begleiter, der mich nicht zum Sklaven der Steckdose macht, hat die Nova meinen Alltag revolutioniert – ein Gerät, das Technik in den Hintergrund treten lässt, ohne auf essentielle Insights zu verzichten.

Testing Kreuz und Quer